Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Schlappohren. Unter der Blüte verknotete Schlappohren sind gar nicht gut. Krumpelig. Auf den ersten Blick.
Kermit: „Die ist elegant!“ Ja? Wenn Kermit dergleichen angesichts der übervollen Bankette verlauten lässt, höre ich genau hin. Meistens dauert es Jahre, bis ich seiner Meinung bin, dafür umso vehementer. Die adelige Madame steht neben der deutschen Berchta mit ihren fliegenden Röcken und obwohl beide „alt“ und media sind, ist der Unterschied doch recht verblüffend. Die eine ist ein liebes, unbedarftes Mädchen, die andere eine Dame mit kerzengerader Haltung und Vergangenheit. Ob meine unbekannte Iris Berchta oder Thora oder Detlef oder Snoopy heißt, bleibt unklar. Keiner kann sie z.Z. zweifelsfrei bestimmen und auf der Webseite mit der Sammlung von Goos & Koenemann steht seit längerem ein Fragezeichen hinter beiden Namen. Die Sortennamen sind unbestätigt. Karl Foerster erwähnt zumindest Thora, doch Berchta geistert weitherin durchs Gelände wie ein irrlichtender Wiedergänger. Ich wüsste zu gern, auf welche Quellen (+ Abbildungen bzw. Beschreibungen) sich heutige Irissammler stützen, wenn sie sich gegenseitig zitieren. („Das Wissen um die Züchtungen von G&K stammt vorwiegend aus den wenigen noch verfügbaren Verkaufskatalogen von G&K und dem Registrierungsbuch der AIS von 1939.“ Aus Brenneter Irisgarten)
Definitiv ist Mrs Horace Darwin – neben Amas – die älteste Irissorte im Stadtgarten. Sir Michael Foster sammelte „Amas“ 1885 ein, Mrs Horace Darwin geht auf ihn und das Jahr 1888 zurück. Rote Söckchen hat sie, daher habe ich sie bis gestern – ohne offene Blüte – für versprengte Loreley gehalten, deren Schwertblattgrund ebenfalls die Andeutung anthozyanroter Tusche zeigt.
Sicher, weiß ist immer elegant und weiß mit angedeuteter, zarter, violetter Zeichnung – keine Frage, besonders elegant! Aber diese Ohren! Und dann drehe ich mich beim Fotografieren seitlich, entdecke etwas, das ich bisher noch bei keiner meiner Garteniris gesehen habe und vergesse schlagartig zugespitze, straffe, kupierte Pinscherohren: Die französische Lilie. Das Wappenemblem. Mrs. Horace Darwin hat die Silhouette der französischen Wappenlilie. Sie zieht leicht und artig die Spitze der Hängeblätter hoch, damit sie nicht zu nass werden, wenn der Rock über den Rinnstein schleift. Oh! Das ist allerdings eine aristokratische Attitüde!
Sie wird auf der Stelle unter Gartenschätze einsortiert und unter strengen Schutz inklusive täglicher Huldigung gestellt, die Kostbare, Silberne, Schwanenweiße. Ich werde sie nicht aus der tanzenden Berchta herausnehmen und versetzen, doch solo würde sie am besten zur Geltung kommen. Eine historische, salonfähige Schwertiris für Liebhaber(innen); très élégante.
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