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Jetstream befeuert Extremwetter: Orkanserie heizt Deutschland ein

Von Jan Schenk

25 Oktober, 2020

Burda

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Auf einen Blick

  • In der kommenden Woche ziehen 3 Orkane über den Atlantik in Richtung Europa
  • Vor allem Schottland und Nordirland werden von den Stürmen betroffen sein
  • In Deutschland kommt dagegen immer wieder milde Luft aus Südwesten an
  • Die Wetterlage könnte aber bereits jetzt als Blaupause für unseren Winter dienen
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Der Jet wird wieder stärker. Schon am Donnerstag erreicht das Starkwindband in der Höhe eine Geschwindigkeit von bis zu 320 km/h südlich von Grönland. Damit wird eine folgenschwere Entwicklung in Gang gesetzt. Denn der Jet beschleunigt die Tiefdruckentwicklung maßgeblich und schießt geradezu ein Tief nach dem andern in Richtung Europa.

Es kommt zu rapider Tiefdruckentwicklung. Dabei bewegen sich gleich mehrere Tiefs auf die gefährliche Seite des Jets.

Samstag: Erster Orkan erreicht Europa

Meteorologen sprechen auf der Nordhalbkugel vom linken oder diffluenten Ausgang des Jets. Das ist eine Zone in der hohen Troposphäre, wo es letztlich zu einem Luft- oder Massedefizit kommt. Gelangt ein Tief in den Einflussbereich dieser Region, explodiert die Tiefdruckentwicklung nochmal, denn das Massedefizit muss sich ausgleichen.

Da aber oberhalb eine Sperrschicht liegt - die Tropopause - wo keine Masse herkommen kann, muss die Luft von unten angesaugt werden. Eine sehr starkes Tiefdruckgebiet ist die Folge.

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Und so erreicht ein erster Orkan das Seegebiet zwischen Schottland und Island. In Schottland und im Norden Irlands kommt es zu stürmischem Wetter mit Orkanböen bis 120 km/h. Der Orkan schwächt sich dann aber deutlich ab und zieht in Richtung Nordmeer.

Für Deutschland deutet sich eine günstigere Entwicklung an.

Zweiter Orkan von Montag auf Dienstag

Der Jet bleibt stark und wetterbestimmend und so kommt schon in der Nacht von Montag auf Dienstag ein weiterer Orkan in Irland an. Auch dieser zieht wieder in Richtung Nordwesten ab. Die Britischen Inseln werden aber erneut von Orkanwinden getroffen. Diesmal sind sie wahrscheinlich sogar noch etwas stärker als am Wochenende, da es bis Mittwoch dauert, ehe der Sturm ganz abgezogen ist.

Und ein dritter Orkan ist bereits in der Entstehung. Aller Vorrausicht nach trifft er bereits am Freitag kommende Woche auf die Küsten Westeuropas.

Deutschland im Glück

Doch bis nach Deutschland wird wohl keiner dieser Stürme vorstoßen können. Zwar erreicht uns jedes Mal ein Regengebiet und es kann einzelne Sturmböen geben, aber von der wahren Stärke dieser Orkane spüren wir fast nichts.

Allerdings bleiben die Orkane nicht wirkungslos, denn tatsächlich bestimmen sie unser Wetter in der nächsten Woche. Auch wenn es immer mal wieder regnet oder kurzzeitig stürmisch werden kann, so wird der vorherrschende Wind doch aus Südwesten kommen. Und der bringt immer wieder milde Luft nach Deutschland.

Es wird also vor und nach dem Regen immer wieder mild, teilweise sogar richtig warm werden. In der kommenden Woche steht uns also wechselhaftes, sehr mildes Herbstwetter bevor. Die Orkane heizen uns sozusagen ein. Die Werte liegen bis zu 5 Grad über dem klimatologischen Schnitt. Im Regen und kurz danach ist es natürlich auch mal etwas kälter, aber insgesamt bleibt es sehr mild.

Bombogenese und der Jet

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Fällt der Kerndruck eines Sturms innerhalb von 24 Stunden um 24 Hektopascal (hPa), kann man von einem Bombenzyklon sprechen - oder von Bombogenese. Diese Bezeichnungen machen die Dramatik der Tiefdruckentwicklung deutlich. Im Prinzip muss man bei Bombogenese immer von Winden in Orkanstärke ausgehen. Und so kommt es nächste Woche höchstwahrscheinlich gleich drei mal zur Bombogenese.

Diese Orkane sind also sehr gefährlich und potenziell auch sehr zerstörerisch. Verantwortlich für diese ungewöhnliche Häufung von Orkanen ist tatsächlich der kräftige Jet. Erste Analysen des Polarwirbels zeigen bereits, dass der Jet und der Polarwirbel lose ineinandergreifen beziehungsweise miteinander parallel laufen. Der Polarwirbel sieht sehr stabil aus im Moment und das begünstig einen starken Jet über dem Nordatlantik.

Das Russlandhoch ist der Gegenspieler des Jets

Wenn der Jet stark ist, dann muss irgendwo auch starker Hochdruck liegen. Und so ist es auch. Das Russlandhoch prägt sich sehr stark aus und ist auch der Grund, warum die Stürme Deutschland alle verfehlen.

Denn Hochdruckgebiete sind die Muskelprotze unter den Drucksystemen und steuern die Tiefdrucksysteme um sich herum. Und so müssen die Orkane die Nordwestroute nehmen, weil das Russlandhoch sie einfängt.

Es ist allerdings nicht ganz ausgeschlossen, dass ein Sturm diesen Kreislauf auch mal durchbricht. Zwar ist kein Sturm für Deutschland in Sicht, doch ein schneller Jet kann auch sehr schnelle Wetterentwicklungen auslöst. Und dadurch können sich Wetterprognosen auch in kürzester Zeit über den Haufen geworfen werden.

Es ist im Moment zwar relativ ruhig in Deutschland - ganz im Gegensatz zu der schottischen Atlantikküste oder den Färöer-Inseln - aber eine latente Gefahr geht trotzdem von der kommenden Orkanserie aus.

Blaupause für den Winter?

Es ist recht wahrscheinlich, dass wir in der nächsten Woche eine Art Blaupause für den Winter beobachten können. Es ist ein starkes Russlandhoch vorhergesagt und gleichzeitig auch ein starker Jet. In der russischen Artkis ist es in der nächsten Woche bis zu 10 Grad wärmer als normal und in Spanien ist es eher zu kühl.

Dieses Muster setzt sich im November grundsätzlich fort und ist auch der Grund für die milde Winterprognose. Es könnte sein, dass sich die grundsätzliche Druckverteilung verfestigt und wir damit wieder einen sehr warmen Winter erwarten können. In den Klimamodellen zeichnet sich das zumindest ab. Zwar gibt es noch Unsicherheiten - besonders im Dezember und Februar - aber jeder kann sich schon mal auf einen ähnlichen Winter wie im vergangenen Jahr einstellen.

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