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„Wie sollen wir das bezahlen?“ - Lüdenscheider Verbraucherschützer ziehen Bilanz

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Dank und Informationen für die Kommune als Mit-Finanzier: Viola Link bedankte sich beim 1. Beigeordneten Fabian Kesseler für die Unterstützung. Im Hintergrund: Michael Lücker (Umwelt, links) und Helge Pfingst (Energie).
Dank und Informationen für die Kommune als Mit-Finanzier: Beratungsstellenleiterin Viola Link bedankte sich beim 1. Beigeordneten Fabian Kesseler für die Unterstützung. Im Hintergrund: Michael Lücker (Umwelt, links) und Helge Pfingst (Energie). © Kornau 

Jahresbericht 2022: Verbraucherzentrale erläutert Fragen und Antworten zu Top-Themen im Krisenjahr.

Lüdenscheid – Probleme rund um die Energieversorgung fraßen die meiste Energie. Die am Mittwoch vorgestellte Jahresbilanz 2022 der Verbraucherzentrale an der Altenaer Straße spiegelt wider, wo die Not der Verbraucher in diesem Krisenjahr am größten war: „Mega-Preissprünge und die große Angst vor Energiearmut“ – das sei ein wichtiges Thema gewesen, sagte Viola Link, die Leiterin der Verbraucherzentrale an der Altenaer Straße. Somit war sie unter anderem gefragt, individuelle Antworten auf die Frage: „Wie sollen wir das bezahlen?“ zu finden. Zusammenfassend sagt sie: Wenn all’ das überhaupt einen positiven Effekt gehabt habe, dann den, dass das Thema Energiesparen stark in den Fokus gerückt sei.

Antworten auf sehr unterschiedliche Fragen zu finden, ist das Kerngeschäft der Verbraucherzentrale. Man sei mehr denn je gefragt gewesen, so Link. Da der umfangreiche Service nur deshalb möglich ist, weil Landes- und kommunale Mittel es ermöglichen, dankte sie bei der Gelegenheit auch Fabian Kesseler, 1. Beigeordneter der Stadt und Fachbereichsleiter Bürgerservice/Sozialen Hilfen, für ein starkes Signal weiterer Unterstützung. Denn die Politik habe 2022 grünes Licht für mehr Beratungskapazität gegeben. Daher kann nun eine 75-Prozent-Stelle ausgeschrieben werden. Für Kesseler ebenfalls eine gute Nachricht: „Wir freuen uns als Stadt auch!“

Dass es einen ungehindert hohen Beratungsbedarf bei typischen Schwerpunktthemen gibt, erläuterte Viola Link beispielhaft anhand von Stichworten wie Fakeshops und Handy-Fallen. „Bei Fakeshops im Internet geht viel über den günstigsten Preis“, stellte sie fest: „Und erst, wenn die Ware nicht kommt, wird genauer hingeschaut.“ Vor allem mit Saisongeschäften bei Großereignissen wie einer WM oder vor Weihnachten boome der betrügerische Handel. Daher sei es wichtig, nicht nur auf den Preis zu gucken, sondern vor allem vor einer Bestellung darauf, wo der Versender sitze, ob es eine Kontaktadresse gebe. Ein Fakeshop-Finder mit „Vertrauensampel“ auf der Internetseite der Verbraucherzentrale helfe bei der Einschätzung: seriös oder nicht. Denn wer auf Fakeshops hereinfalle, bekomme sein Geld nicht zurück: „Das ist dann Ihr Lehrgeld.“

Die Handy-Falle

Anders kann es aussehen bei Handyverträgen, die manche Verbraucher völlig überfordern. Das sei häufig der Einstieg in eine Schuldenspirale. Das Handy sei für viele Menschen extrem wichtig: als Prestigeobjekt, als Kontaktmöglichkeit, als Mittel zum Zweck. Daher verließen sie Handyshops schon mal mit mehr und teureren Verträgen als gedacht. Stichproben zum Weltverbrauchertag 2022 hätten zudem gezeigt, dass viele Shops ihre gesetzlichen Beratungsverpflichtungen gar nicht erfüllten, den Kunden nicht mit den erforderlichen Vertragsinformationen versorgten. „Eine Kollegin ist undercover unterwegs gewesen. Das Ergebnis war sehr ernüchternd.“

Ob Drückerkolonnen, die Glasfaserverträge aufdrängen wollen, ob Fitnessstudios, die die Corona-Schließungszeiten einfach hintendran hängen an Verträge oder auch Kostenerhöhungen von Energielieferanten trotz Preisgarantie – es gibt viel zu tun. Unter „Erfolge“ verbucht Viola Link die Bemühungen um die Verbraucherin, die durch Telefonate, SMS und per E-Mail Verträge mit vier verschiedenen Stromanbietern abgeschlossen hatte, was bis 2027 Kosten verursacht hätte. „Durch die rechtliche Vertretung der Beratungsstelle konnten alle Verträge storniert und Schadenersatzforderungen in Höhe von 692 Euro abgewendet werden.“

Für die Umweltberatung gab Michael Lücker einen Überblick. Er verwies auf die klassischen Themen, die die Umweltberater ausgesprochen praktisch angepackt haben. Mit dem Ziel, Plastikmüll im Bad zu vermeiden, habe man zum einen Praxistests mit Sportlern durchgeführt, die über einen gewissen Zeitraum festes Shampoo benutzt hätten –  und das „überwiegend positiv“ bewerteten. Ein Naturkosmetik-Workshop bot die Möglichkeit, festes Shampoo selbst herzustellen.

Die Fähigkeit zum Selbermachen will auch Energieberater Helge Pfingst fördern. Neben dem klassischen und stark nachgefragten Thema Erneuerbare Energien sieht er Potenzial in Do-it-yourself-Aktionen, besonders für einfachere Aufgaben wie eine Heizkörpernische oder eine Kellerdecke selbst zu dämmen. Man wolle „Anleitungen liefern, wie man etwas selbst machen kann, denn es gibt ja immer weniger Handwerker“.

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