GARRETT LISI
Der Physiker entwickelt eine Theorie, die Einsteins Relativitätstheorie und die Teilchenphysik verbindet.
"Als ich meinen Doktor in Theoretischer Physik machte, ärgerte ich mich, dass es keine gute geometrische Darstellung von elementaren Teilchen gibt, etwa von Elektronen. Andere Physiker begeisterten sich zu der Zeit für die Stringtheorie, die in meinen Augen nur Unfug war. Ich beschloss, die akademische Welt zu verlassen, um über Elektronen zu forschen. Ich kaufte einen alten Bus, baute ihn zum Wohnmobil um und fragte meine Freundin, ob sie mit mir für ein Jahr nach Hawaii zieht. Das war kein sonderlich überlegter Plan, aber zu meiner Überraschung sagte sie 'Ja'. So verbrachten wir die Zeit an verschiedenen Stränden auf Maui. Wir surften, schliefen im Bus. Und ich unterrichtete Physik an einem College vor Ort. Ich bekam eine feste Stelle angeboten. Als Professor. Auf Lebenszeit. Aber das hätte mir keine Zeit für meine Forschung gelassen – und fürs Wellenreiten. Also lehnte ich ab. Stattdessen bewarb ich mich bei einer privaten Stiftung um ein Stipendium und bekam es. Meine Arbeit ist relativ abstrakt und komplex. Um Fortschritte zu machen, musst du Tausende mathematischer Beziehungen verstehen und neue Verbindungen dort sehen, wo sie niemand vor dir gesehen hat. Das kann erhebend sein, die meiste Zeit ist es schwierig, frustrierend. Es kann passieren, dass du monatelang an einem Problem arbeitest, ohne einen Schritt weiterzukommen. Und konzentrierst du dich zu sehr
darauf, knallst du gegen eine Wand. Deshalb surfe ich. Um den Kopf freizukriegen. Surfen ist eine intensive Erfahrung, so nah an der Kraft und Schönheit der Natur, dass ich
danach meine Arbeit mit ganz neuen Augen sehe. Während ich also viel Zeit auf dem Wasser verbrachte, begann ich, mich für Lie-Gruppen zu interessieren: Unsere Umwelt besteht aus Elementarteilchen, die miteinander interagieren. Wie sie dies tun, wird durch ihre Aufladung bestimmt - unter Berücksichtigung der Gravitation, elektromagnetischer Wechselwirkung, schwacher und starker Kernkräfte. Physiker haben herausgefunden, dass diese Kräfte mit schönen, komplizierten Kurvenflächen korrespondieren, die Lie-Gruppen heißen. Eines Morgens wurde mir klar, dass die Aufladungsmuster aller bekannten Teilchen mit den Windungen der schönsten geometrischen Struktur übereinstimmen: denen der Lie-Gruppe E8 mit ihren 248 Dimensionen. So eine geometrische Übereinstimmung zu finden hat mich umgehauen. Noch hab ich nicht alle
Details von E8 ausgearbeitet, aber es ist ein Schritt vorwärts zum Ziel, das alle Theoretischen Physiker verfolgen: nämlich alles in dieser Welt mit ein paar eleganten Formeln zu beschreiben. Vielleicht auch in einer
Illustration, die sich auf T-Shirts gut macht."