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Wetterextreme Auf einen Orkan folgt der nächste: "Dass zwei Stürme hintereinander kommen, ist nicht überraschend"

Ein vom Sturm beschädigter Windsack
Auch wenn solche Sturmereignisse wie "Ylenia" und "Zeynep" einzelne Wetterextreme sind, werden Sturmereignisse durch den Klimawandel in Zukunft zunehmen, ist sich die Fachwelt sicher
© Jens Büttner / DPA
Deutschland wird gerade kräftig durchgepustet von zwei Orkantiefs – nach "Ylenia" folgt direkt "Zeynep". Auch kommende Woche soll es stürmisch bleiben. Sind diese Stürme außergewöhnlich? Und haben sie etwas mit dem Klimawandel zu tun?

Nachdem Sturm "Ylenia" bereits ordentlich gewirbelt hat, nähert sich am Freitagmittag mit "Zeynep" das nächste Orkantief. Während "Ylenia" am Donnerstagmittag in Richtung Baltikum und Finnland abzog, aber im Tagesverlauf weiter zu stürmischen Verhältnissen führte, wird laut den Prognosen bereits Freitagmittag Orkantief "Zeynep" erwartet. Am heftigsten wüte der Sturm voraussichtlich von der ostfriesischen Küste bis zur Elbe. "Dort können vorübergehend extreme Orkanböen von über 140 Stundenkilometer auftreten", hieß es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Auch an der Ostseeküste werden am Freitagabend extreme Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 135 Stundenkilometern erwartet. In den übrigen Regionen des Nordens könne mit orkanartigen Böen oder auch Orkanböen gerechnet werden.

Mit welcher Wucht das Orkantief den Norden treffen wird, sei aber noch immer nicht zu 100 Prozent berechenbar. Die Signale für extreme Orkanböen seien aber da. Der DWD bekommt alle sechs Stunden neue Modelldaten.

Kommende Tage werden in Deutschland stürmisch bleiben

In der Nacht zum Donnerstag waren verbreitet schwere Sturmböen und orkanartige Böen aufgetreten. "Spitzenreiter bei den gemessenen Windspitzen ist einmal mehr der Brocken, wo Geschwindigkeiten von 150 Stundenkilometer registriert wurden", teilte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag mit. Aber auch in tieferen Lagen habe es stellenweise Orkanböen gegeben. So seien im brandenburgischen Angermünde 125 Stundenkilometer und in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) 123 Stundenkilometer gemessen worden.

Das Wochenende wird laut Vorhersage wechselhaft, nass und teils stürmisch. Ein weiterer Orkan ist demnach jedoch nicht in Sicht – dafür allerdings weitere Stürme. Die Serie von Sturmtiefs könnte sich nach Einschätzungen des DWD auch zu Beginn der kommenden Woche fortsetzen.

Auch in den kommenden Tagen liege Deutschland im Einflussbereich einer kräftigen Nordwestströmung vom Atlantik her. Deshalb sei nach einer kurzen Verschnaufpause vor allem in der Nacht zum Samstag ein weiteres Sturmtief in ähnlicher Stärke zu erwarten. Auch von Montag an müsse mit weiteren Sturmtiefs gerechnet werden.

Potenzial von "Ylenia" und "Zeynep" könnte an Orkan "Kyrill" heranreichen

"Dass zwei Stürme hintereinander kommen, ist nicht überraschend", erklärt ntv-Wetterexperte Björn Alexander dem stern. Wettertechnisch gesehen könne dies passieren, wenn die aktuelle Wetterlage das hergebe. Diese sei momentan so ungünstig, dass Deutschland in der "Einflugschneise" der Tiefdruckgebiete liege.

Wie schwer die aktuellen Stürme und Orkane seien, sei "bei akuten Schäden im Vorfeld und auch in Anbetracht der Unsicherheiten bei den Prognosen der einzelnen Computermodelle für die Details leider noch schwer zu sagen."

Vom Potenzial könnte es aber an den Orkan "Kyrill" im Jahr 2007 reichen. Für den Norden, wo "Kyrill" damals nicht so heftig wütete, wären auch Auswirkungen wie 1999 bei "Anatol" denkbar. "So extrem große Sturmereignisse, hatten wir in den letzten Jahren seltener", fügt Alexander hinzu. In den letzten zehn bis 15 Jahren sei das aber nicht mehr geworden.

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Wetterextreme und Stürme werden mit Klimawandel häufiger

Solche singulären Ereignisse ließen sich aber schwer mit dem Klimawandel zusammenbringen, da dieser etwas sei, das über Jahrzehnte passiere. Dennoch geht der Wetterexperte davon aus, dass es in Zukunft häufiger zu solchen Stürmen und Orkanen kommen könne. Eine Intensivierung der Sturmereignisse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sei nämlich eine Folge des andauernden Klimawandels.

Klima-Forscher:innen rechnen damit, dass es in Zukunft weltweit und auch in Deutschland durch die Erderwärmung häufiger zu Wetterextremen kommen wird. Auch der Weltklimarat IPCC geht davon aus, dass Wetterextreme häufiger auftreten werden. Schlimme Hitzewellen würde es einmal pro Jahrzehnt geben. Hurrikans und Taifune würden stärker werden, Regen- und Schneefälle zunehmen und auch Dürren würden häufiger vorkommen.

rw mit Material der DPA

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