Kreis Olpe. Zierdisteln in Staudenbeeten sorgen für Kontrast und Farbtupfer. Acker-Kratzdisteln wird man im Garten nur schwer wieder los. So kann es gehen.

Bei einem kleinen Spaziergang durch den Wald oberhalb unseres Hauses kam ich kürzlich an einem Stück vorbei, wo früher Fichten standen. Diese hatten Besuch vom Borkenkäfer und der ganze Bestand wurde im Herbst 2019 gefällt und das Holz abgefahren. Was zurück blieb, war eine kahle Fläche. Die Betonung liegt hier auf war. Die Natur handelte und ruck-zuck standen da Birken, Ebereschen, Fingerhut und Disteln. Gepflanzt hatte die keiner, sie waren plötzlich da und haben jetzt dieses Stück erobert.

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Insbesondere die Vielzahl von Disteln sind mir dabei ins Auge gefallen. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir dieses „Unkraut“ in letzter Zeit häufiger bei der Pflege in Gärten antreffen, besonders wenn Boden aufgetragen wurde. Wie kommt es? Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen Zierdisteln und den wilden Acker-Kratzdisteln. Stachelige Blattränder haben zwar alle Disteln, aber die Erstgenannten kann man gut in Staudenbeete pflanzen. Die Blätter sind meistens grau-silbrig und bilden so einen guten Kontrast zu den meist grünen Blättern der anderen Pflanzen.

Etwas Platz brauchen sie schon

Es gibt schöne Sorten mit oft strahlend blauen Blüten in Kugelform und auch unterschiedlichen Größen. Sie sind auch im Winter schön, wenn die Pflanzen vom Raureif überzogen sind. Im Beet verhalten sich die Kugel- oder Zierdisteln auch human, ohne sich groß auszubreiten. Etwas Platz sollte man ihnen trotzdem lassen und die Blüten vor der Samenreife abschneiden, um eine Selbstaussaat zu verhindern. Im zeitigen Frühjahr sollte dann die ganze Pflanze bodennah abgeschnitten werden.

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Von „Unkraut“ kann man bei den Kugel- oder Edeldisteln also nicht reden. Bei den Acker-Kratzdisteln ist das anders. Im ersten Jahr nach der Keimung bildet sich nur eine Rosette ohne Blüte. Dabei ist sie äußerst genügsam, steht in der vollen Sonne und Trockenheit macht ihr nichts aus. Im zweiten Jahr wachsen sie dann bis zu einer Höhe von 1,50 m und blühen an zusammenhängenden Blütenständen in der Farbe rötlich-violett. Die Einzelblüte ist nicht sehr groß und die Wirkung kommt nur durch die Vielzahl der Blütenstände.

Bis zu fünf Meter lang

So weit so gut, wenn da nicht die Wurzelausläufer wären, die bis zu fünf Meter lang werden können. Außerdem folgt auf die Blüte der Samen und den kann der Wind locker bis zu 100 Meter weit durch die Gegend pusten. Das meiste fällt zwar um die Mutterpflanze herum, aber Nachbars Garten bleibt vielfach nicht verschont. Auf Brachflächen entstehen so schon nach drei Jahren große Distelnester, die im Boden weit verwurzelt sind.

Wird eine Wurzel verletzt, bilden sich an der Stelle sofort wieder neue Triebe, die nach oben wachsen. Wenn sich also im Mutterboden solch ein Würzelchen oder Samen befindet, den man frisch im Gartenbeet aufträgt, hat man die Acker-Disteln im Beet, ob man will oder nicht. Dann nutzt auch kein Schimpfen, denn der Mutterboden muss ja irgendwo herkommen und Mutterboden ist nun mal kein steriler Boden. Dann hilft nur jäten – und zwar sofort.

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Am besten nach Regenschauern die Jungpflanzen ziehen oder mit einem Unkrautstecher ausgraben. Hat man sie im ersten Jahr übersehen, immer die Blüten vor der Samenbildung entfernen. Wer das mal ohne Handschuhe gemacht hat, vergisst das nie wieder. Sie müssen dann dranbleiben und die Acker-Kratzdistel immer wieder ausgraben, bis sie alles erwischt haben. Irgendwann geben die Pflanzen dann auf.

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Warum waren die Disteln vorher nicht im Wald zu finden? Ganz einfach, sie mögen keinen Schatten und der Samen beginnt nicht zu keimen. Jetzt sind die Bäume und der Schatten weg und der Moment der Acker-Kratzdistel ist gekommen, auf den sie schon so lange im Boden gewartet hat. Und die Moral von der Geschichte? Wir machen es wie die Acker-Kratzdistel – geduldig abwarten und bloß nicht aufgeben.

Viel Spaß beim Gärtnern und bleiben Sie fröhlich.Ihr Thomas Kramer